Alter Jaguar
Alter Jaguar

Der Kauf

 

Wir trafen uns das erste Mal im November 2001 bei einem Autohändler in Sao Paulo, der ausschließlich Oldtimer im Angebot hatte. Er wartete dort inmitten anderer Veteranen geduldig und verstaubt auf einen der wenigen Interessenten, die  den Spleen besaßen, sich nicht nur finanzieller Nöten wegen für ein altes Auto zu interessieren.  Leider existiert das Autohaus heute nicht mehr. Bei unserem letzten Besuch  6 Jahre später fanden wir am gleichen Ort anstelle der Glasfront nur eine unordentlich gesetzte und nicht verputzte Mauer vor.


Damals aber, als wir in Sao Paulo lebten, war ein Besuch in diesem  Autohaus oft Teil unserer Wochenendbeschäftigung. Man konnte lange und ungestört zwischen den eng geparkten Oldies herumlaufen, Türen und Motorhauben öffnen, über alte Lederpolster streichen, sich hineinsetzen und  Schalter und Hebel ausprobieren. Da gab es Cadillacs, Chevis ,  VW Käfer  und Karmann Ghias, Vorkriegsmodelle von Ford, Isettas und natürlich Jaguars.


Die meisten Autos waren auf den ersten Blick und gemessen an ihrem Alter ganz ordentlich in Schuss. Das brasilianische Klima meinte es offenbar gut mit den Karossen aber vielleicht trug auch das in den späten 50ern in Brasilien erlassene  weitgehende Importverbot für Autos, das erst Anfang der neunziger Jahre wieder aufgehoben wurde, dazu bei, den Wagen extreme Sorgfalt und permanente Instandhaltung  angedeihen zu lassen.


Die alte Katze gefiel uns auf den ersten Blick: Runde,  geschwungene Formen, große Scheinwerfer, Speichenräder  und ganz viel Chrom. Innen  Ledersitze, überall Holzverkleidungen und sogar ein Schiebedach. Die Eleganz auf Rädern! Ein echter Hingucker! Ja, das war es!  Wenn schon ein Oldtimer, dann einer, dem man an seiner Form ansah, dass er wirklich alt war.


Leider stellte sich dann - wie bei vielleicht den meisten Oldtimern - heraus, dass der wahre Zustand des Wagens nur wenig mit seinem Äußeren zu tun hat. Vergaser und Benzinpumpe sorgten oft dafür, dass  längerer Fahrspaß  einfach nicht zu haben war. Ein erster mehrwöchiger Werkstattaufenthalt brachte nur kurzzeitig Abhilfe.  Es kam schon vor, dass ein Ausflug Huckepack auf der Ladefläche eines Abschleppwagens endete.


In Brasilien gibt es keinen TÜV. Für eine Zulassung ist die Registrierung des Fahrzeugs ausreichend. Daher war es überhaupt kein Problem, mit dem Auto am Straßenverkehr teilzunehmen. Eine von uns gewünschte Versicherung gegen Diebstahl unseres Oldies war aber nicht möglich. Es gab schlicht keinen passenden Tarif dafür. "Niemand in Brasilien klaut ein so altes Auto", wurde ich von der Versicherungsfirma beschieden.


Diese Situation änderte sich natürlich schlagartig mit unserer Rückkehr nach Deutschland. Die Einfuhr des Wagens war zwar kein Problem. Erstens war er alt genug, um nicht für eine Mehrwertsteuerzahlung in Deutschland in Frage zu kommen und zweitens kümmerte sich die Umzugsfirma um alle Aus- und Einfuhrformalitäten in Brasilien und Deutschland.  Zusammen mit unserem gesamten Hausrat machte sich der Jaguar so also zum zweiten Mal zu einer Schiffsreise über den Atlantik auf den Weg.